Gebäude

Rund 14 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland werden durch die Nutzung und Betrieb der mehr als 21 Millionen Gebäude emittiert. Laut dem novellierten Klimaschutzgesetz müssen diese Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mehr als zwei Drittel sinken. Allerdings hat der Sektor seine Ziele in den letzten Jahren deutlich verfehlt. Der Gebäudesektor hat nicht nur eine hohe klimapolitische Relevanz, sondern es herrscht großer Handlungsbedarf.

Die technologischen Strategien zur Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudesektor sind weitgehend bekannt und einsetzbar. Die Herausforderung besteht vor allem darin, die notwendigen Investitionen für die energetische Sanierung im Bestand auf sozialverträgliche Weise zu mobilisieren, den Endenergiebedarf substanziell zu reduzieren und eine breite Nutzung Erneuerbarer Energien bei der Energieversorgung im Gebäudesektor zu realisieren.

Die Stiftung KlimaWirtschaft engagiert sich dafür, dass diese Herausforderungen durch gezielt eingesetzte politische Instrumente bewältigt werden und der Gebäudesektor so mit hoher Geschwindigkeit transformiert wird.

Unsere Positionen zum Klimaschutz im Gebäudesektor

Der größte Beitrag für einen klimaneutralen Gebäudebestand lässt sich durch eine Stärkung der energetischen Gebäudesanierung erreichen. Hierfür muss die insbesondere die Sanierungsrate, die heute bei etwa 1 Prozent liegt, auf mindestens 2 Prozent erhöht werden. Daneben ist auch die Wärmeversorgung (dezentral und Fernwärme) dringend auf Erneuerbare Energien umzustellen.

Unsere zentralen Forderungen sind:

1. Dynamik bei der energetischen Sanierung entfachen

  • Sanierungsrate auf 2-3% anheben
  • CO2-Minderung stärker ins Zentrum stellen
  • Vorbildfunktion der öffentlichen Hand wahrnehmen
  • Verteilung von Sanierungskosten sozial ausgestalten

2. Offensive für eine Erneuerbare Wärmeversorgung

  • Dezentrale Erneuerbare Wärmeversorgung ausbauen
  • CO2-freie Fernwärmeversorgung stärken

Notwendig dafür ist eine ausreichend und kontinuierlich hohe Mittelausstattung von Förderprogrammen, die an anspruchsvolle Effizienzstandards sowohl in Bezug auf Energie als auch auf Ressourceneffizienz (vgl. Circular Economy) geknüpft sind. Um die Gebäudesanierung voranzutreiben, müssen zudem Maßnahmen für mehr Akzeptanz von Sanierungsmaßnahmen ergriffen werden, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung von Mieter:innen bei der Modernisierungsumlage. Zur Beschleunigung von Genehmigungsprozessen sind eine stärkere Vereinheitlichung der Landesbauordnungen und die Schaffung von One-Stop-Agencies sinnvoll, um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten, braucht es eine Fachkräfteoffensive in der Bauwirtschaft. Diese Forderungen haben wir ausführlicher in unserem Positionspapier dargestellt.

Der Koalitionsvertrag zu Gebäudethemen

Im Hinblick auf den Klimaschutz im Gebäudesektor stimmt der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung in vielen Punkten optimistisch. So ist die Verpflichtung, dass neue Heizungen ab 1. Januar 2025 zu 65% auf der Basis von Erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, die Anpassung der Effizienzstandards für Umbauten bzw. Ausbauten in Bestandsgebäuden und die Verankerung ambitionierter Standards für Neubauten im Gebäudeenergiegesetz aus unserer Sicht positiv zu bewerten. Zu begrüßen ist im Übrigen, dass im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung von Gebäuden künftig die Klimabilanz von Baustoffen sowie die gesamten Lebenszykluskosten berücksichtigt werden sollen. Auch die Vereinfachung Marktzugängen und Zulassungen für Innovationen, die den Einsatz nachwachsender Rohstoffe oder die Steigerung der Materialeffizienz stärken, sind richtige Schritte.

Insgesamt bleibt jedoch fraglich, ob die bislang im Koalitionsvertrag genannten Maßnahmen eine ausreichende Dynamik bei der Gebäudesanierung entfalten können. So wird zwar eine breite, systematische Nutzung von Sanierungsfahrplänen angestrebt, eine entschlossenere Stärkung der Sanierungsfahrpläne mit einem für das jeweilige Gebäude angemessenen und verbindlichen Zielstandard jedoch fehlt. Dies sollte flankiert werden durch die Durchführung von fachgerechten Energieberatungen für Immobilienbesitzer mit zertifizierten Energieeffizienzberatern und ein Bonussystem, wenn sich Eigentümer für die Umsetzung des gesamten Maßnahmenpakets im Sanierungsfahrplan entscheiden.

Damit die Klimaziele im Gebäudesektor und eine notwendige Steigerung der Sanierungsrate erreicht werden können, müssen das Wohnkosten-Klimaschutz-Dilemma aufgelöst und die bekannten Umsetzungshemmnisse bei der Gebäudesanierung entschieden angegangen werden – insbesondere der Fachkräftemangel in Handwerksbetrieben und zu langsame Genehmigungsverfahren.

Weiterführende Informationen

Ansprechpartner

Kolja Zajicek

Kolja Zajicek beschäftigt sich mit der Klimapolitik in Deutschland. Bevor er zur Stiftung KlimaWirtschaft kam, war er in einer Kommunikationsberatung tätig. Während seines Studiums der Politikwissenschaft an der Universität Potsdam konnte er zudem verschiedene Einblicke in die Verbändelandschaft, Bundesbehörden und Public Affairs Abteilungen von Unternehmen gewinnen. In seiner Freizeit erkundet Kolja mit seinem Kayak die Seen um Berlin.

Kolja Zajicek beschäftigt sich mit der Klimapolitik in Deutschland. Bevor er zur Stiftung KlimaWirtschaft kam, war er in einer Kommunikationsberatung tätig. Während seines Studiums der Politikwissenschaft an der Universität Potsdam konnte er zudem verschiedene Einblicke in die Verbändelandschaft, Bundesbehörden und Public Affairs Abteilungen von Unternehmen gewinnen. In seiner Freizeit erkundet Kolja mit seinem Kayak die Seen um Berlin.